Sonntag, 7. Juni 2020

Bojack Horseman, Erfahrungsbericht und Review


Wie der Name der Serie bereits sagt handelt es sich beim Hauptcharakter dieses Netflix Werkes um den halb Mensch, halb Pferd, Mann Bojack. Ein Schauspieler der seine besten Jahre hinter sich hat, einst war er der Star in der Sitcom „Horsin Around“ jetzt Jahre später ist er zwar noch immer Reich, aber nicht glücklich.

Mein erster Eindruck der Serie war einfach, eine Welt in der Wesen halb Mensch halb Tier gemeinsam mit Menschen leben. Der Humor der Serie zündet manchmal gut und manchmal nicht, da Humor aber eine Geschmacksfrage ist sehe ich das eher als mein eigener Eindruck.
Also mein erster Eindruck war einfach, eine Serie über einen alten verbitterten Schauspieler der seinem ehemaligen Glanz nachtrauert und dem nichts etwas bedeutet außer er selbst.
Bojack soll nun um wieder in die Medien zu kommen seine Memoiren verfassen, da er aber eher an Drogen und Alkohol interessiert ist, sowie der nächsten Frau die er ins Bett kriegen kann, verpasst er mehrere Abgabetermine des Buchverlages.

Was man aus diesem Ausgangsbild sehr gut sehen kann ist der Grundtenor der Serie, es handelt sich trotz Cartoon look und Animation doch um eine Erwachsenenserie.

Also Bojack verpasste mehrere Abgabetermine, dadurch sahen sich Verlag und Bojacks Agentin Princess Carolyn (eine Katze, die nebenbei eine On-, Off Beziehung mit Bojack hat) gezwungen eine Ghostwriterin in Person der Autorin Diane Nguyen zu engagieren.

Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir, okay, alles klar. Es läuft also auf ein Bojack und Diane verlieben sich ineinander und nach vielem hin und her heiraten sie oder sowas.
Und ja in den ersten Staffeln dachte ich tatsächlich noch das es Schlussendlich so enden würde.
Wer die Serie bereits kennt weis dass ich mit meiner Vermutung nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte.
Aber ja, die Serie macht eine gute Arbeit den Eindruck zu erwecken das dieses Szenario doch noch wahr wird.

Ich muss hier auch eine Warnung aussprechen, wenn ihr die Serie noch nicht gesehen habt und sie noch schauen wollt, es wird hier Spoiler geben, überlegt euch also gut ob ihr weiterlesen wollt.

Mich hat über alle 6 Staffeln erstaunt wie Gesellschaftskritisch die Serie zum Teil ist und wie stark es die Autoren immer wieder schaffen sowohl Alltagsprobleme als auch große Probleme der Gesellschaft zu beleuchten.

Dabei bedient sich die Serie eines einfachen Tricks, obwohl Bojack der Hauptcharakter ist, sehen wir viele Teile der Serie aus der Sicht anderer Charaktere.

Es spielt dabei keine Rolle ob wir die Story aus den Augen von Bojack, Todd, Diana, Princess Carolyn, Mr. Peanutbutter oder aber Bojacks Mutter Beatrice sehen.
Obwohl die Serie mit viel Glanz auftrumpft zeigt sie uns auch immer wieder die Schattenseiten von Hollywood, das Kurzzeitgedächtnis vieler Leute und natürlich wie vergänglich Ruhm eigentlich ist.
Darüber liegt auch immer die Erkenntnis das egal was Bojack erreicht, es immer damit endet das er die Menschen die ihm wichtig sind verletzt und von sich stößt oder die Gesellschaft selbst ihn für Vergangenes verurteilt und seine Anstrengungen sich zu bessern dadurch torpediert.

Dabei gelingt es den Autoren im erstaunlichem Maße das wir uns selbst in Teilen in all den Charakteren wiederfinden. Ich selbst konnte mich am besten in einer Mischung aus Bojack und Diana erkennen.
Mit Bojack verbinde ich die Erkenntnis das es im Grunde egal ist was man tut, die Gesellschaft entscheidet deinen Status, sie hebt dich in nächste Höhen, lässt dich aber genauso schnell wieder fallen. Auch wenn ich im Gegensatz zu Bojack nie versucht habe dies Gefühl in Alkohol und Drogen zu ertränken, so kenne ich diese Gefühl nur zu gut.
Bei Diane hingegen ist es der Wunsch die Welt etwas zu verbessern und gleichzeitig immer tiefer in einem Loch aus Depressionen und Selbstzweifeln zu versinken.

Für mich macht diese Mischung aus Gesellschaftskritik und Wiedererkennung in den Charakteren den Reiz der Serie aus. Ein anderen Punkt der der Serie großen Reiz verpasst ist die Zeitspanne über die diese läuft. Wir Verfolgen das Geschehen über einige Jahre hinweg und sehen somit auch wie die Zeit vieles ändert.
So sehen wir zb. Bojack mehrmals Hollywood verlassen, einmal lebt er fasst ein Jahr im alten heruntergekommen Ferienhaus seiner Großeltern, einmal verbringt er mehrere Monate bei einer alten Freundin in New Mexico und am besten gefällt mir wohl die Zeit die er als Professor an einer Universität verbringt.
Aber auch andere Charaktere wie Diana, deren leben nach ihrer Scheidung ziemlich deutlich bergab geht und die sich später in Chicago niederlässt und am Ende der Serie mit ihrem neuem Mann in Houston Texas lebt.

Dann kam für mich persönlich das Ende, naja, persönlich ist wohl falsch da ich tatsächlich das Ende der Serie meine. Im ersten Moment war mein Gedanke dazu, aha, was soll das? Soll das jetzt das Ende sein? Alle treffen sich nochmal zu einem Ereignis aber es gibt kein richtiges Happy End?
Man sieht schon, im ersten Moment war ich nicht begeistert vom Ende der Serie.
Aber..
Ja natürlich muss es ein großes Aber geben.
Das Ende passt zu dem was wir bereits die ganze Serie über gesehen haben, es gibt im echten Leben einfach keine Happy Ends. Es ist einfach das Leben, es gibt Höhen und es gibt Tiefen, aber nie ein richtiges Ende, geschweige den ein richtiges Ende.
Die Autoren haben es sich mit diesem Ende offen gelassen ob sie weitere Staffeln machen wollen oder nicht. Gleichzeitig zeigt uns die letzte Folge aber auch nochmal die Veränderungen auf die alle Charaktere im Laufe der Staffeln durchlaufen haben.
Wir sehen also wie sie sich menschlich weiterentwickelt haben und dies passt im Gesamtbild der Serie weitaus besser als jedes Happy End das sie hätten machen können.


Alles in Allem hat es Bojack Horseman geschafft das ich mich mehr als nur unterhalten gefühlt habe. Mit seiner Tiefe regt die Serie durchaus zum Nachdenken an und ich hoffe das wir in Zukunft noch mehr Serien dieser Art bekommen werden.