Donnerstag, 8. Mai 2014

Gedanken bezüglich Lets Plays (Verfasst von Merwco)

Schauen wir mal, wie die ganze Geschichte angefangen hat...
Was LPs ursprünglich ausgemacht hat...

Nämlich, dass da ein ganz normaler Typ wie du und ich sich hinsetzt und seine Spielerfahrung per Video festhält und mit anderen teilt. Das war mehr so eine "Kumpel Atmosphäre". Die Unterhaltung ist aus sich selbst und der Person heraus entstanden: Wie gehts weiter? Wie reagiert er darauf? Wo wird er im Spiel hängen? Wie wird er eine Stelle lösen? Löst er sie überhaupt? Oder: vielleicht lern ich von ihm ja noch was.
Situationskomik etc kamen dazu. wenn der Lper Spaß hatte, hatte der Zuschauer auch Spaß. Wenn der Lper enttäuscht über was war, war es der Zuschauer auch. Hatte der Lper sich vor Angst in die Hosen gemacht hat, dann hat der Zuschauer mitgefiebert etc pp.

Auch war die ganze Interkommunikation viel persönlicher...
Man hat die Kommentarschreiber gegrüßt, ist auf die Leute eingegangen, hat als LPer fleißig in den Kommentaren mitdiskutiert, sich eine Community aufgebaut und gepflegt. Man hatte auch mit 50 Abonennten, von denen 20 wirklich aktiv waren sehr viel Spaß.

LPen war ursprünglich das Gegenteil von professionell. Es wurde als bewusster Gegenweg zum professionellem geboten. Keine hoch professionellen Reviews von Magazinen. Die Erfahrung eines ganz normalen Spielers bot ein LP. Keine Schaugrafiken oder sonst was. sondern das, was der Spieler so zu sehen bekommt. Kein professionell getrimmter Cast usw sondern eine ganz normale Person.

Eine perfekte Videoqualität gilt heute als die absolute Grundvorraussetzung. Bestimmte Programme, bestimmte Einstellungen, zig Gigabyte große Videos für ein 15 Minuten Video und völlige Artefaktfreiheit müssen ja gegeben sein. Und ohne ein sehr gutes Großmembranmikrofon wird man ja direkt beschimpft man brauche ja gar nicht erst mit Let's Plays anzufangen.
Damals war eine unglaublich gute Videoqualität 2. rangig! Genau wie die Audioqualität! Gutes Headset, mit dem du verständlich warst und was wenig gerauscht hatte. Das Fehlen von groben knackenden Störgeräuschen, die nach einem kaputten Headset klingen und es hat gepasst.
Die Videoqualität war vielfach: 480p, manchmal 720p. mehr gab YT damals nicht her. Das war sowohl den Produzenten als auch den Zuschauern egal. Man sah meistens genug. Für die ultra Grafikqualität hatten die Leute das Spiel eh im Regal (auch im virtuellem aka Steam) stehen. Es ging um das LP an sich.

Wast du heute? Hoch professionalisiert, alles geschauspielert. Hoch kommerzialisiert. die Leute sehen das Geld, sehen den Fame und fangen LPs wegen Geld und Fame an.
HD und 4K gibt Klicks. Klicks bringen Geld und Fame. Jede erdenkliche Marktnische wird ausgeschlachtet, weil da der große Fame lauern könnte. Jedes neue Indie Spiel könnte den nächsten Minecraft artigen Hype verursachen, alles wird ausgeschlachtet. Perfekt ergänzt durch Methoden um mehr Abonennten zu bekommen. Sub4Sub ist da das bekannteste.

Ich bin beileibe kein Feind von guter Videoqualität und Audioqualität, aber davon, wie diktatorisch diese Perfektion von einigen gefordert wird. Dieser zwang 2GB Parts hochzuladen, dieser Zwang sich genau so professionell zu verhalten, wie es getan wird. Vor allem bin ich ein Feind von diesem: "Unter 1080p/original/4k/whatever schau ich mir ein Video erst gar nicht an!" oder "Wenn ich auch nur ein kleines Rauschen höre schalte ich sofort ab!"

Ich habe desletzt einen Forenbeitrag gesehen, indem jemand nach einem neuen guten Shooter gesucht hat. Da wurde auch DooM vorgeschlagen. Der Klassiker schlechthin auf dem Gebiet. Er lehnte entschieden ab mit Worten wie: "Die Grafik ist mir zu schlecht.", "Das sieht ja hässlich aus!", "Minecraftgrafik!". Und darüber haben sich Personen aufgeregt, wie das denn sein könnte. DooM wäre doch ein großartiges Spiel, die Grafik ist heute doch mit Methoden verbesserbar usw usf. Ironischerweise sind es genau die Personen gewesen, die bei Let's Plays die Videoqualität an höchste Stelle stellen.
Damit ist man kein stück besser als der Typ, der Doom wegen der veralteten Grafik nicht spielen will. Ihnen war scheiß egal was die wahre Qualität hinter den Videos ist.
Es geht nurnoch um das Oberflächliche der Videos. Es geht nurnoch um das professionelle.

LPs sind zu genau dem geworden, von dem sie sich abheben wollten. LPs sind heute genau das künstliche und hoch professionelle, zu dem sie als Gegenteil entstanden sind.
LPs gibt es nicht mehr. es gibt nur noch hoch professionelle Comedy Gaming Shows.

Pewdiepie macht es ja schon vor: die "langweiligen" Stellen werden rausgeschnitten und eine Jumpcuthölle von einer Comedyszene zur nächsten entsteht. Alles ist geschauspielert.
Das sind keine Let's Plays mehr.
LPs sind auf Youtube ausgestorben!

Bevor man mich jedoch als Hater der großen Let's Player hinstellt oder als Neider. Man darf das nicht falsch verstehen. Ich schaue selber auch gerne die "professionellen Gamingshows" wie ich sie nenne. Ich schaue selber gerne auch mal Videos von Gronkh oder von Pewdiepie. Ebenso möchte ich nicht behaupten, dass bei allen wirklich alles geschauspielert ist. Z.B. in Gronkh's Daylight LP lassen sich seine reaktionen nur schwer schauspielern. Auch ist es verständlich, wenn Personen wie Gronkh nicht mehr in Kommentaren mitdiskutieren können und eine so enge Beziehung zu Fans pflegen können. Bei so vielen Zuschauern ist das garnicht mehr möglich.
Auch sage ich nicht, dass das professionelle grundsätzlich schlecht ist, im Gegenteil kann sie für die inhaltliche Qualität der Videos auch gut sein. Und auch möchte ich nicht fordern es sollen alle nurnoch Videos in 480p hochladen. Ganz im Gegenteil, dann hat man meine Aussage völlig falsch verstanden.

Meine Hauptkritik gilt allen vorran all jenen, die Let's Plays angefangen haben rein für das Geld und für die Berühmtheit. All jenen, die sich nicht mit Spaß hinsetzen und für die der Spaß zweitrangig ist. Und vorallem auch an all jene, die andere fertig machen, wenn sie eben keine hochprofessionellen 4k Videos mit 5.000€ Studioaudiequipment und 10 Stunden Schnittarbeit pro 15 Minuten Part machen und dann 10 Gigabyte große Videos haben, die sie hochladen müssen.

Let's Plays haben als einfaches Hobby von ganz normalen Personen angefangen. Man hatte Spaß daran. Und man sollte sich auf diese Wurzeln einmal zurückbesinnen. Let's Plays für Geld und Fame ohne Spaß daran ist der eindeutig falsche Weg.


Ich Danke Merwco sehr für seinen Beitrag zu meinem Blog und hoffe bald wieder einen Artikel von ihm veröffentlichen zu können. Wie seht ihr das werte Leser? Stimmt ihr Merwco zu? Oder habt ihr Argumente die gegen das gesagte sprechen?

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